Wer meine Inhalte in den letzten Wochen und Monaten verfolgt hat, hat viel über unsere Vergleiche zwischen dem Wachstum eines Samen, bzw. einer Pflanze und der Wachstumsbereitschaft eines Menschen gelesen.
So individuell und einzigartig wie die Pflanzen in unseren Gärten, auf den Feldern oder in unseren Wäldern sind, so individuell und einzigartig sind wir Menschen. Die Wachstumsbereitschaft jeder und jedes Einzelnen hängt stark von den Rahmenbedingungen, der Unterstützung von außen und unserer eigenen Energie ab. Sind wir ein zartes Pflänzchen in einem dicht gedrängten Wald, so wird unser Wachstum länger dauern, als wenn wir allein auf einer großen Wiese in der Nähe eines Baches stehen. Sind wir ein Mitarbeiter in einem Großkonzern, in welchem die „Mühlen sehr langsam mahlen", wachsen wir langsamer als die Selbständige, die für ihren eigenen beruflichen Erfolg zuständig ist.
Doch eines haben alle gemeinsam: Wurzeln.
Wurzeln sind der Anker der Pflanze, machen über die Hälfte ihrer Größe aus und sind für das menschliche Auge (meist) unsichtbar.
Wurzeln sind der Anker eines Menschen und prägen ihn ein Leben lang. Man kann die eigenen Wurzeln zwar vor den Blicken der Mitmenschen, vor den Kolleg:innen und Freunden verstecken, doch sie sind da.
Und sie wachsen weiter.
Im Mittelpunkt von #NewKita steht der wachstumsbereite Mensch.
Die eigene Wachstumsbereitschaft und der Wille über sich hinauszuwachsen, vielleicht auch der Wunsch „gesehen“ zu werden und sich weiterzuentwickeln ist in der heutigen Zeit so normal wie die Gänseblümchen auf einer Frühlingswiese. Wir erfreuen uns gerade an den ersten Blumen, die sich nach dem Winter zeigen. Wir erfreuen uns an den ersten Knospen, die zeigen, das Wachstum geht weiter, der Frühling kommt. Was wir nicht sehen sind die Anstrengungen, die diese Pflanzen in den letzten Monaten unternommen haben, um jetzt wieder blühen zu können. Die gewachsenen und gesunden Wurzeln, die einen sicheren Stand für die Pflanze geben und gleichzeitig auch den Boden fest zusammenhalten, auf welchem sie stehen.
Wir sehen die Anstrengungen der letzten Wochen und Monate in den Gesichtern unserer Kolleg:innen, unserer Familien und Freunde, doch wissen wir (noch) nicht, wie sehr sie „gewachsen“ sind.
Gesunde, mehrjährige Pflanzen oder gar Bäume anzuziehen und diese in ihrem Wachstum zu unterstützen, bedarf eines langen Atem. Mitarbeiter:innen in ihrem Wachstum zu unterstützen ist der gleiche mehrjährige Prozess. Aber was gibt es Schöneres als den eigenen Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen beim Wachsen zu zuschauen und sich gemeinsam an den „Früchten“ dieser Arbeit zu erfreuen? Der entscheidende Faktor ist in diesem Moment:
Möchte man gesunde Pflanzen, mit gesunden und starken Wurzeln, so müssen diese Pflanze im Windschatten heranwachsen können. Andernfalls wird die zarte Pflanze schnell den Stand verlieren und am Ende vom Wind davongeweht. Sind die ersten Wurzeln gebildet und die Pflanze wächst heran, so bildet sich Humus. Dieser ist wiederum ein Nährboden für andere und weitere Pflanzen. Denken wir an den wachstumsbereiten Menschen, so benötigt dieser eine Unterstützung, um wachsen zu können und viel wichtiger, um gesunde Wurzeln zu bilden.
Wir brauchen jemanden, der an uns glaubt, uns unterstützt und in dessen „Windschatten“ wir uns notfalls stellen können. Um dann selbstverständlich mit geballter Energie loszulegen und über uns hinauszuwachsen. 😊
Ein Gedankenexperiment:
Schließe die Augen und stelle dir eine brachliegende Fläche vulkanischen Gesteins vor. Kaum Pflanzen, alles grau oder gar schwarz, nichts blüht. Und dann siehst du es, hinter einem Mehlpackungs-großem Stein: eine kleine Pflanze. Gerade so hoch, dass die obersten beiden Blätter hinter dem Rand des Steins verschwinden, wenn du dich hinkniest. Es ist windig, doch die Pflanze ist geschützt und wackelt nur ganz leicht im Wind. Die untersten Blätter zittern nicht einmal.
Das Bild verschwindet und wir spulen ein bisschen in der Zeit vor. Du siehst wieder die brachliegende Fläche vulkanischen Gesteins. Dort, wo die kleine Pflanze hinter dem Stein gewachsen ist, siehst du nun etwas komplett anderes. Diese damals noch kleine Pflanze ist nun ein mittelgroßer Baum. Er steht fest auf dem Boden, hat gesunde Wurzeln gebildet und um ihn herum sind viele weitere Pflanzen, wie Blumen und Gräser gewachsen, der Stein ist nicht mehr zu sehen. Es ist ein komplett anderes Bild und erinnert dich nicht mehr an die damalige „Mondlandschaft“.
Jetzt springen wir in den frühkindlichen Bildungsbereich. Schließe die Augen und denke an das Bild des gewachsenen Baumes, die Gräser und Blumen. Und nun ersetzt du vor deinem inneren Auge den Baum durch eine:n pädagogische:n Mitarbeiter:in und die Blumen und Gräser durch Kinder. Die Wurzeln, als fester (Qualitäts-) Anker sind nicht zu sehen, doch wissen wir, dass sie da sind.
Die Kitas in Deutschland versuchen gerade in einer solchen Landschaft, wie zu Beginn unseres Gedankenexperiments, zu wachsen und nicht „weggeweht“ zu werden. Investieren wir in die Wachstumsbereitschaft der Kitas in Deutschland, in die wachstumsbereite, pädagogische Qualität jedes Mitarbeitenden und geben ihm die Unterstützung, die er ganz individuell für sein Wachstum benötigt, so werden wir eines sehen:
eine blühende Landschaft voller Vielfalt, die durch jeden einzelnen, wachstumsbereiten Menschen und dessen gesundes Wurzelwachstum erst möglich gemacht werden konnte.
Das wahre Potenzial und die Qualität der frühkindlichen Bildung liegt somit selbst für Mitarbeiter:innen und Träger im Verborgenen und gilt es nicht nur sichtbar zu machen, sondern in erster Linie im Wachstum zu unterstützen.
Seid ihr bereit zu wachsen und gesunde Wurzeln zu bilden?